Reise: Einfach mal abschalten: So entspannend ist ein Wochenende ohne Strom und Wlan | SÜDKURIER

2022-12-08 11:40:28 By : Ms. Sela Zuo

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Der würzige Duft von verbranntem Holz liegt in der Luft, sobald wir eintreten. Ein Feuer knistert in dem Kamin, die Flammen züngeln hinter dem dicken Glas der Ofentür. Es ist gemütlich warm in der Hütte, die direkt am Waldrand liegt, mitten in den Vogesen. Draußen ist Herbst, die Blätter liegen als dichte Laubschicht am Boden, obwohl viele Bäume noch bunt schillern, während die letzten Sonnenstrahlen alsbald von der einsetzenden Dämmerung abgelöst werden.

Das große Panoramafenster direkt neben dem Kamin vermittelt den Eindruck, mit dem Wald unmittelbar verbunden zu sein, obwohl man drinnen ist. Die rustikal eingerichtete Hütte besteht fast nur aus gebeiztem Holz, selbst die Wände bestehen daraus. Der Unterbau der Couch ist aus Holz gebaut, ebenso der rustikale Tisch mit den beiden Holzschemeln.

Die Küche ist mit einem kleinen Gasherd ausgestattet, einen Ofen oder warmes Wasser gibt es nicht. Ebenso wenig einen Kühlschrank. Stattdessen dient eine Holzkiste mit Isolierung als Ersatz. Ein Kühlschrank ganz ohne Strom also. Auch dadurch ist es stiller in der Hütte – kein elektronisches Brummen von irgendeinem Gerät ist zu hören. Eine Lichterkette ist die einzige mit Strom betriebene Lichtquelle hier, ansonsten müssen herrlich urige Petroleumlampen herhalten. Um die Ecke sind die Betten – es gibt mehrere, so dass eine Familie hier gut Platz findet – und in Etagen verteilt.

Dahinter liegt das rustikale Bad, wo bis auf das Waschbecken und die Toilette ebenso fast alles aus Holz besteht – die Duschwanne ist aus Holz, eine kupferne Duschbrause ist mit einem elektronischen Heißwasserboiler verbunden – der einzige Luxus in der Hütte.

Auch einen Föhn gibt es hier nicht. Aus dem Wasserhahn im Bad und der Küche kommt nur kaltes Wasser. Der große Wasserkessel neben dem Herd dient als Warmwasserquelle – aufgewärmt über dem Feuer des Kamins oder auf dem Gasherd. Wenn man sich das Haar gewaschen hat, muss man sich in Ofennähe aufhalten, um es zu trocknen. Draußen auf der Veranda brodelt das Wasser in einem großen Hottub – elektronisch beheizt. Eine große Abdeckung verhindert, dass zu viel Energie dafür verbraucht wird.

Einen Supermarkt gibt es hier oben nicht, Verpflegung muss man selbst mitbringen. Während das Feuer knisterst, richten wir uns in der Hütte ein. Vollbepackt mit Leckereien, Spielen und Büchern wollen wir hier ein Wochenende verbringen. Ganz ohne Wlan, Strom, Smartphone oder sonstige digitale Ablenkung. Es gibt keinen Fernseher, kein Radio, nur den Wald und uns. Die Entspannung beginnt mit dem Ausschalten des Smartphones. Wie unmöglich das im Alltag erscheint, so verzichtbar ist das Gerät hier.

Abschalten, ganz bewusst. Das ist es, was Menschen suchen, die den Ferienpark im Herzen der Vogesen aufsuchen. 37 Hütten gibt es hier, kleinere und größere – so angeordnet, dass man ganz für sich sein kann. Aus einer in die Jahre gekommenen Ferienanlage ist etwas Neues entstanden, der Wald, der hier einst stand, soll zurückkehren. Die Hütten sind von kleinen Setzlingen umgeben, in ein paar Jahren wird es auch zwischen den Hütten wieder grüner werden.

Das Konzept geht auf. Menschen aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich kommen hierher – suchen die Ruhe. Das ist es auch, was hier auffällt: Obwohl die gemütlichen Hütten an diesem Wochenende gut gebucht sind, ist es erstaunlich still hier, als passten sich die Besucher ihrer Umgebung an. Der Wald hat hier eine besondere Wirkung, strahlt eine spürbare Ruhe aus. Die Einfachheit der Hütten, die doch ein wenig Luxus bieten, erdet. Zurück zu den Wurzeln, zu einem simplen Leben, in dem es nur darum geht, genug Holz zum Heizen der Hütte zu haben und genug zu essen. Mehr braucht es nicht, scheint es.

In der Dunkelheit wirkt der uns umgebende Wald noch stiller, kein Laut ist zu hören, bis auf einen Waldkauz, der in der Ferne ruft. Wir wärmen uns draußen im Hottub richtig auf, bevor wir in die inzwischen vom Feuer kuschelig warme Hütte zurückkehren. Langsam geht der Mond auf, drinnen beleuchten Kerzen in einer Hängelampe die Stube. All das strahlt eine große Ruhe und Gemütlichkeit aus.

Die Küche ist bis auf gute Messer zum Gemüseschneiden gut ausgestattet, man findet alles, was man zum Kochen braucht. Draußen steht noch ein Gasgrill – wer mag, kann sich bei der Rezeption regionales Fleisch besorgen. Auf dem Herd brutzelt das Abendessen. Haute cuisine ist hier nicht möglich, aber auch nicht nötig. Man kommt mit wenig aus und genießt das wenige – und sei es einfach ein knuspriges Baguette und eine schöne Auswahl Käse dazu.

Auf der Couch machen wir es uns vor dem Feuer gemütlich. Statt in einen Fernseher zu starren, vertiefen wir uns in mitgebrachte Bücher oder schauen in die Flammen, lauschen dem Knistern des brennenden Holzes im Ofen. Es dauert, bis der automatische Griff nach dem Smartphone abebbt, man nicht gleich etwas googelt. Oder jede Sekunde der Langeweile mit einem Blick auf Instagram, das E-Mail-Postfach oder WhatsApp auf neue Mitteilungen und Posts füllt. Doch echte Langeweile kommt in der Hütte trotzdem nicht auf. Hier ist es ok, nichts zu tun, scheint es. Was mir zu Hause so schwer fällt, ist hier selbstverständlich. Einfach mal sein. Einfach mal nichts tun.

Die Nacht in den kuschligen Betten, die man über eine Leiter erreicht, ist wunderbar ruhig. Der Wald hüllt sich wie eine große, dunkle Decke über die Hütte, die Stille ist unglaublich wohltuend. Kein Verkehrslärm, kein fernes Rauschen einer Autobahn, nur das Rauschen der Blätter oder der nächtliche Regen, der auf das Dach plätschert. So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen, so tief, so erholsam. Das Feuer geht irgendwann in der Nacht aus und am Morgen empfängt uns kühle Luft in der Hütte.

Schnell ein Feuer entfacht, holen wir uns unseren bestellten Frühstückskorb an der Rezeption ab. Es gibt nur regionale Produkte, Laugenstangen und deftiges Bauernbrot vom Bäcker, ein köstlicher elsässischer Streusel, Eier, der typische saftige Kochschicken in dicken Scheiben und Käse. Dazu brühen wir uns in einer Aluminiumkanne frischen Kaffee. Gemütlicher kann der Tag kaum beginnen. Die Zeit scheint hier langsamer zu vergehen.

Tagsüber streifen wir durch die Wälder, wo es viel zu entdecken gibt – Erlebnispfade, Trimm-dich-Pfade, wunderschöne Wanderwege. Routenvorschläge gibt es zur Genüge, Vorschläge für Ausflugsziele ebenso – alles analog, versteht sich. Doch wir entscheiden, auch das Auto weitestgehend stehen zu lassen, machen nur eine Ausnahme, um frisches Brot beim Bäcker zu fahren. Der Durst nach Ruhe ist groß, ebenso wie das Bedürfnis, einmal zumindest gefühlt fernab von Zivilisation zu leben, für sich zu sein.

Nur ein paar Tage verbringen wir hier – es fühlt sich an wie eine ganze Woche, so erholsam ist es. Wir setzen uns wieder mit echten, analogen, haptisch anfassbaren Landkarten auseinander, um die Umgebung zu erkunden oder folgen einfach den Schildern an den Waldwegen. Das nächste Dorf liegt nur wenige Minuten entfernt, eine kleine Siedlung, eingeschmiegt in eine der Senken der Vogesen. Doch wir suchen eher die Ruhe des Waldes, tauchen tiefer ein in das Gefühl, fernab von allem zu sein.

Es ist, als fielen plötzlich alle Verpflichtungen von mir ab. Ich muss nichts, kann einfach in den Tag hineinleben. So, wie man es sich eigentlich im Urlaub wünscht, aber dann doch nicht so richtig abschalten kann. Die Entspannung, die das Erlebnis, ganz ohne digitale Gadgets auszukommen, bietet, ist größer als erwartet. Sie macht Lust auf mehr – und weckt in mir den Wunsch, auch zu Hause regelmäßig abzuschalten. Ganz bewusst.

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