Eine hohe Inflationsrate und relativ niedrige Zinsen: Das frisst langfristig das ersparte Geld auf. 3 Tipps, was Handwerker jetzt tun können.
ist Journalistin und daher von Beruf neugierig, dabei aber immer mit Feingefühl unterwegs. Seit dem Studium beschäftigt sie sich insbesondere mit Themen rund um den Arbeitsmarkt.
10,4 Prozent – so hoch war die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt im Oktober 2022 und erreichte damit einen neuen Höchststand. Die Preissteigerungen führen dazu, dass Sie sich für Ihr Geld heute deutlich weniger als vor einem Jahr kaufen können. Doch ist diese Entwicklung auch ein Problem für Betriebe, die Geld auf dem Firmenkonto liegen haben? „Eher nicht“, sagt Unternehmensberater Werner Broeckmann. Seiner Einschätzung nach befinden sich Handwerksbetriebe, die aktuell über liquide Mittel verfügen trotz der Inflation „in einer relativ komfortablen Situation“. Er hat drei Tipps, wie Handwerksunternehmer das zu ihrem Vorteil nutzen können.
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Viele Lieferanten bieten ihren Kunden Skonto an. „Wer genügend Geld auf dem Konto hat, kann dieses Angebot nutzen und Geld sparen“, sagt Broeckmann. Denn Skonto bedeute nichts anderes, als dass Lieferanten einen Preisnachlass auf den Rechnungsbetrag gewähren, wenn sie ihr Geld innerhalb einer bestimmten Frist erhalten.
Lassen sich Handwerker mit der Bezahlung länger Zeit, wird es also automatisch teurer. „Streng genommen räumen Lieferanten ihnen dann einen Kredit ein“, sagt Broeckmann.
Wie teuer der Lieferantenkredit im Einzelfall ist, lasse sich anhand dieser stark vereinfachten Faustformel berechnen:
Skontosatz / (Zahlungsziel – Skontofrist) x 365 Tage = Jahreszins
Der rechnerische Zinssatz bei 2 Prozent Skonto nach 10 Tagen anstatt eines Zahlungsziels von 30 Tagen entspricht demnach einer Verzinsung von 36 Prozent pro Jahr.
Dem Unternehmensberater zufolge ist es wichtig, für den Lieferantenkredit immer den Jahreszins auszurechnen, damit man ihn mit anderen Kreditzinsen vergleichen kann.
Mal sind Dachlatten knapp, mal fehlen Waschbecken oder Wärmepumpen. Lieferengpässe bei diversen Baumaterialien machen Handwerkern seit mehr als einem Jahr zu schaffen. „Bei vielen Aufträgen spielt der Preis mittlerweile eine untergeordnete Rolle“, weiß der Unternehmensberater. Oft sei es wichtiger, dass Betriebe das benötigte Material haben und zeitnah loslegen können.
„Deshalb kann es sinnvoll sein, wenn Betriebe ihre Liquidität auf dem Konto nutzen und ihr Lager aufstocken“, sagt Broeckmann. Handwerkern rät er allerdings davon ab, wahllos irgendwelche Produkte einzukaufen: „Lagerwirtschaft ist nur bei Materialien sinnvoll, die Betriebe häufig benutzen und nicht bei spezielleren Bauteilen.“
Auf Ihrem Firmenkonto ist mehr als ausreichend Geld, aber Sie müssen privat noch Verbindlichkeiten bedienen? „Dann kann angesichts der steigenden Zinsen eine Gewinnausschüttung aus dem Betriebsvermögen sinnvoll sein“, sagt Broeckmann.
Tipp: Ob die Gewinnausschüttung wirklich sinnvoll ist, müssen Handwerker im Einzelfall prüfen und sich im Zweifel beraten lassen – zum Beispiel von einem Steuerberater.
Infolge der hohen Inflation hat die Europäische Zentralbank 2022 mehrfach die Leitzinsen angehoben. Auf diese Entwicklung haben inzwischen auch mehrere Banken reagiert und die Zinsen für ihre Tagesgeldkonten erhöht. „Das kann zwar eine Option für Handwerker sein“, sagt Broeckmann. „Die Zinsen reichen aber nicht aus, um den Kaufkraftverlust auszugleichen.“
Es gibt allerdings andere Anlageprodukte, die die Inflation langfristig durchaus ausgleichen könnten. „Solche Geldanlagen sind aber immer spekulativ und somit mit Risiko verbunden“, betont der Unternehmensberater. Daher empfiehlt er Handwerkern: „Wenn Sie das Geld kurz- oder mittelfristig für Ihren Betrieb brauchen, sollten Sie es unter keine Umständen spekulativ anlegen.“
In solchen Fällen rät Broeckmann auf Nummer sicher zu gehen und das Geld auf dem Konto liegen zu lassen – ganz nach dem Motto „Cash ist King“.
Ein kleines Finanzpolster verschafft Handwerkern eine gewisse Sicherheit. „Viele Unternehmer fühlen sich am wohlsten, wenn sie die Kosten eines Kalendermonats von ihrem Firmenkonto bestreiten können“, sagt Broeckmann aus Erfahrung. Eine solche Summe hält der Unternehmensberater auch für sinnvoll: „Wenn ein Kunde mal nicht pünktlich zahlt, können Betriebe trotzdem ihre Mitarbeiter oder Lieferanten pünktlich bezahlen.“
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