14-Jähriger baut eigene Tiny Houses

2022-12-08 11:31:21 By : Ms. Lingzi Yang

Simon Häberli aus der Lustmühle baut eigene kleine Wohnhäuser. Das erste wird als Ferienhaus vermietet, das zweite, welches bis Weihnachten fertig erstellt sein soll, wird verkauft. Alles, was er für den Bau wissen musste, hat sich der Schüler selbst beigebracht.

«Learning by Doing» – nach diesem Motto arbeitet Simon Häberli im Garten seines Elternhauses in der Lustmühle. Dort entsteht mittlerweile das zweite Tiny House, das der 14-Jährige in Eigenregie anfertigt. Das Grundgerüst ist ein alter Schiffscontainer, den sein Vater für ihn vor einem Jahr im Internet für 100 Franken erstanden hatte. Mit einem Tieflader wurde das leicht verrostete, 20 Fuss grosse Metallgehäuse angeliefert und auf der Terrasse der Familie platziert. Und seitdem werkelt Simon in der unterrichtsfreien Zeit daran rum.

3,5 Tonnen Beton spitzte er aus dem Fussboden, kleidete den Container innen und aussen mit Holz aus, isolierte ihn, setzte Fenster ein und fertigte ein Dach an. «Es macht Spass zu sehen, was ich geschaffen habe», so Simon. Beim Transportieren der Balken und Bodenplatten hatte der Vater geholfen. Alles andere macht der Sekundarschüler eigenständig. Er möchte einmal Zimmermann werden, sagt er lächelnd. Eine Lehrstelle habe er bereits in Aussicht.

Geplant hatte er das Tiny House über eine App. Über diese lässt sich ein dreidimensionaler Plan skizzieren und ausrechnen, wie viel Material benötigt wird. Mit dem E-Bike und Anhänger ging Simon dann zum Baumarkt nach Abtwil. Der Bau des 14 Quadratmeter grossen Häuschens ist weit fortgeschritten. Was noch fehlt, sind die letzten Arbeiten an der Decke. Badezimmer, Türen, Heizung, eine kleine Küche, Steckdosen und Möbel werden anschliessend folgen. «Das wird ein ganz anderer Ausbaustandard als bei meinem ersten Tiny House», so Simon stolz.

Sanitär- und Elektrofachkräfte sind engagiert. Diese machen Badezimmer und Küche fertig. Wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, soll der Effekt eines «offenen Wohnbereichs mit Esszimmer und Küche» entstehen, so der junge Bauherr. Ein Tiny House also, das ganz anders ist als sein Vorgänger, der nebenan im Garten steht.

Vor drei Jahren baute der damals 11-Jährige sein erstes Tiny House. Ein Holzhäuschen. Mit Altholz verkleidete er die Aussenfassade, setzte Boden und Fenster ein, baute eine kleine Treppe zum Eingang und schloss das Häuschen an Strom und Wasser an. Auch damals baute er alles alleine, alles in Eigenregie.

Wie man Stromkabel verlegt, das habe er über Youtube gelernt, sagt der Schüler. Alles andere probierte er einfach aus. «Wenn man mal nicht weiterkommt, lässt man es ruhen. Die Lösung kommt dann irgendwann.» Oder die Baumängel waren gleich offensichtlich. So musste er den Boden verstärken, als er merkte, dass dieser dem Gesamtgewicht nicht standhält. «Man kann aus den Fehlern, die man macht, Erfahrungen schöpfen», so Simon nüchtern.

Eine Heizung hat das kleine, acht Quadratmeter grosse Häuschen nicht. Doch ein kleiner Ofen steht darin. Direkt neben dem Bett und dem kleinen Kühlschrank, der neben einem Waschbecken mit einem Zehn-Liter-Tank steht. Und vergangenes Jahr hat der 14-Jährige den Schopf noch mit zehn Zentimetern Isolation ausstaffiert. 1200 Franken hat der Ausbau samt Inneneinrichtung gekostet. 800 Franken generierte er aus einem Sponsorenlauf, der Rest stammte von seinem «Sackgeld».

Jenes Tiny House ist mittlerweile fertig – sofern keine zusätzlichen Wünsche der Gäste hinzukommen; ein solcher war die kleine Treppe. Der Schüler vermietet das kleine Häuschen; 41 Franken kostet eine Übernachtung, das Badezimmer kann im Elternhaus benutzt werden. Sechs Buchungen konnte er bislang entgegennehmen. «Damit bin ich ganz zufrieden», sagt der Schüler.

Und hat er schon selbst in seinem Tiny House übernachtet? «Klar», sagt er und lächelt. «Ist echt gemütlich.»

Zurück zum Schiffscontainer. In vier Wochen soll dieser fertig sein. Was dann mit ihm geschieht, ist noch offen. Simon möchte ihn gern verkaufen. Wie viel er dafür verlangen wird, weiss er allerdings noch nicht. «Es geht mir nicht ums Geld. Mir macht das Bauen einfach Spass.» Nichtsdestotrotz müssen die Kosten gedeckt sein. Auf rund 20’000 Franken belaufen sie sich. Materialkosten, die Anschaffung von Werkzeugen wie Bohrmaschinen und Kippfräse – all das summierte sich.

Die Handwerker, welche der Schüler engagierte, arbeiten ehrenamtlich. Simon ging im Dorf bei den Betrieben vorbei, stellte mittels kleiner Präsentation sein Vorhaben vor und konnte damit Sponsorenverträge abschliessen. Die Kosten für das Material werden indes durch T-Shirt-Verkäufe gedeckt. Zusammen mit drei Freunden kauft Simon günstig T-Shirts und Hoodies ein, lässt sie bedrucken und verkauft sie im Internet anschliessend weiter. So konnte das benötigte Kapital für das zweite Tiny House beschaffen werden.

Apropos: Gibt es noch ein drittes? Simon winkt ab. Was nach dem Verkauf des zweiten folgen wird, weiss er noch nicht. «Meine Eltern sind wohl froh, wenn die ewige Baustelle bei uns zu Hause mal ein Ende hat und nicht gleich eine neue anfängt.»